“Wenn ich die Kamantsche spiele, habe ich das Gefühl, ein Freund spricht mit mir”, erklärt Trio-Gründer Misagh Joolaee seinem Publikum beim ausverkauften Kulinarischen Konzert des meetMUSIC Open Airs 2024. Eigenkompositionen und Arrangements ausgewählter persischer und türkischer Volkslieder sorgen bei diesem besonderen Event für ungewöhnlichen Hochgenuss.
Das junge Trio hat sich erst 2021 zusammengefunden. Gekonnt bewegen sich die gefragten Musiker*innen zwischen den Welten. Im Zusammenspiel finden ein Tasteninstrument aus Europa (Piano), ein Streichinstrument aus dem Iran (Kamantsche) und Perkussioninstrumente u. a. aus dem Nahen Osten, Afrika und Peru (Darbuka, Udu und Cajon) eine ganz neue, eigene musikalische Sprache. Es ist, als hätte für sie die Unterscheidung zwischen östlicher und westlicher Musik keine Bedeutung.
Die drei internationalen Musiker*innen warten jeweils mit eigenen Kompositionen auf und schaffen den anspruchsvollen Spagat mit faszinierender Leichtigkeit. “Wir alle komponieren und oft gibt einer von uns ein Hauptthema vor, was Melodie und Rhythmus betrifft. Die beiden anderen schauen, wie sie das Thema mit den eigenen Instrumenten begleiten und unterstützen können”, erzählt Schaghajegh Nosrati. Die Pianistin hat sich mit Interpretationen von Johann Sebastian Bach bereits einen Namen gemacht. Sebastian Flaig ist neben Misagh und Schaghajegh der Dritte im Bunde. Der Multi-Perkussionist wechselt innerhalb der einzelnen Stücke ständig das Instrument und setzt Akzente, die man so noch nie gehört hat. Passend zu einer Weltsprache eben.
Im Song “Be Hitsch Diar”, keiner Heimat zugehörig, verarbeitet Schaghajegh Nosrati den Kampf um die Rechte der Frauen im Iran und deren Schicksale. Eindrucksvoll eingeleitet durch Trommelschläge übernimmt die Kamantsche. Man glaubt zu sehen, wie Frauen (und Männer) marschieren, um zu protestieren, unterstützt vom Piano, das Forderungen “spricht” und dann der Kamantsche, die “weint” bis sich schließlich alle drei “zusammentun”, um mutig zu zeigen: der Kampf geht weiter.
Wunderbar poetisch schließt das Trio das Programm mit einer Komposition von Misagh Joolaee. “Shohud, Vision oder Inspiration, ist ein Wort, was bedeutende iranische Poeten oft und gern verwenden”, sagt Misagh Joolaee und fügt lächelnd hinzu, dass sich dieses Lied ständig weiterentwickelt und er nicht weiß, wie lange es an diesem Abend sein wird.
Und dann lädt das Joolaee Trio zu einem 17-minütigen “Spaziergang” ein. Es ist, als würde ein Dichter schlendern, leise vor sich hin summend, ein Notizblock in der Hand, mit entschlossenem Schritt, mal federnd, sogar hüpfend, eine schnelle Drehung bis er ankommt, vollkommen zufrieden mit sich.
Schöner kann ein kulinarischer Weltmusik-Abend kaum enden.